Vom Sohn eines Buchhändlers zum sächsischen Staatsmann
Auf Initiative des „Freundeskreis Schloß Hubertusburg e.V.“ gibt es seit dem März 2007 für Thomas Freiherr von Fritsch erstmals überhaupt ein Denkmal. Es steht in Wermsdorf, nur wenige Meter vom Südflügel des Schloßgebäudes von Hubertusburg entfernt, dort, wo er durch sein Engagement vor über 240 Jahren in die Geschichte einging. Geschaffen vom Oschatzer Künstler Joachim Zehme, zeigt das Denkmal in schlichter, aber edler Form das Bild des Freiherren, umrahmt durch die Worte: „Dem sächsischen Friedensstifter und Staatsmann Thomas Freiherr von Fritsch 1700-1775 Zu Gottes Ehre“.
Friedensstifter und Staatsmann. Gibt es für den Sohn eines Buchhändlers noch größere Ehren?
Am 26. September 1700 als Sohn eines Buchhändlers in Leipzig geboren, übten die gelehrten Werke in seiner Umgebung offenbar einen entscheidenden Einfluß auf die spätere Entwicklung des Thomas Fritsch aus. Jedenfalls zog er ein Jura-Studium der kaufmännischen Ausbildung vor, und die Tatsache, daß seine 1721 erschienene Dissertation drei (!!!) gedruckte Auflagen erlebte, spricht durchaus für die Fähigkeiten des jungen Leipzigers. Er war klug genug, diese Abhandlung dem Kaiser Carl VI. zu widmen und zu übersenden, wofür sich dieser zunächst bedankte und ihn dann acht Jahre später in den Adelsstand erhob.
In der Folge widmete sich Thomas von Fritsch dem Studium der Sprachen, von denen er neben Deutsch und Latein immerhin noch Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch und Holländisch beherrschte. Nach einer kurzen Episode 1726 in Wien kehrte er noch im gleichen Jahr nach Leipzig zurück, wo sein Vater im November 1726 starb. Bereits drei Monate später erhob ihn ein königliches Dekret zum Hofrat, und schon am 17. Mai 1727 erfolgte seine Ernennung zum Hof- und Justitienrat bei der sächsischen Landesregierung.
Die folgenden Stationen seines arbeitsreichen Lebens, die wir hier nur kurz streifen können, führten ihn nach Paris, an den Reichshofrat nach Frankfurt und dann 1745 nach Dresden zurück. Hier erhielt er bereits im November 1745 seine Berufung als Reichspfennigmeister und reiste im Februar 1746 zur Beeidigung nach Wien. Es läßt sich heute nicht mehr feststellen, wie lange er dieses Amt bekleidete, jedoch ist zu vermuten, daß sein Reichs-Dienstverhältnis spätestens in den Wirren des 7-jährigen Krieges endete.
Damit ist es an der Zeit, uns seinem Privatleben zuzuwenden. Bereits 1729 hatte er aus den Mitteln der Erbschaft seines Vaters das Rittergut Seerhausen erworben, in der Folge kamen das 1746 das Rittergut Zschochau, wo er ein Ballhaus errichten lies, und 1752 das Rittergut Mautitz hinzu. Auch in Dresden besaß er ein Haus in der Moritzstraße. Seine Bibliothek zählte bei seinem Tode 5.338 Bände und 4.053 Blätter mit Kupferstichen, und das trotz des Untergangs eines bedeutenden Teils seiner Sammlung im Dresdner Bombardement von 1760.
Im Sommer wählte Thomas Freiherr von Fritsch Seerhausen als regelmäßigen Aufenthaltsort, und hier entstanden auch seine „Zufällige Betrachtungen in der Einsamkeit“, die 1762 in zweiter Auflage anonym in Leipzig erschienen und von denen sich ein längerer Auszug in den Nachrichten seines Chronisten findet. Jahre zuvor war der 7jährige Krieg über Sachsen hereingebrochen, und auch hier enthält die Nachricht seines Chronisten eine sehr lebendige Schilderung des Seerhausener Schloßherren zum Kriegsbeginn.
Auch mit den geistreichen Männern seiner Zeit pflegte Fritsch Kontakt, beispielsweise mit Gellert, Hagedorn und Rabener. Seit 1762 gab in es Sachsen eine „Kommission zur Reorganisation des verrotteten Staatswesens“ unter Leitung „unseres“ Thomas Freiherrn von Fritsch, und als Sekretär nennen die Akten den bereits erwähnten Satiriker Gottlieb Wilhelm Rabener.
Fritsch, der bei den Hubertusburger Friedensverhandlungen immerhin schon 63 Jahre alt war, erhielt noch 1771 einen Beweis für die Achtung, die ihm auch Friedrich der Große stets entgegengebracht hatte. Friedrich lud ihn persönlich zu sich nach Potsdam ein, behielt ihn mehrere Tage bei sich und entließ ihn dann mit einem ehrenden Geschenk. Seine trotz des hohen Alters große Vitalität sollte 1775 sein Leben verkürzen. In Dresden sprang er aus der Kutsche, die noch gar nicht angehalten hatte, um eine vorüberfahrende Bekannte zu begrüßen. Dabei zog er sich am Schienbein eine Verletzung zu, die ihm am 1. Dezember 1775 erliegen ließ.