Schlossanlage

Plan der Schlossanlage

Bereits am "Oschatzer Tor" (1) wird der Blick durch eine Kastanienalle auf den hohen Dachreiter des Schlosstraktes gelenkt. Dabei werden oft die ehemaligen Kasernen des Garde-Corps (2) rechts und links des Weges übersehen. An den Klinkerausmauerungen der Bögen im Obergeschoss kann man ursprüngliche Laubengänge noch erkennen.

Vor dem Hauptpalais (3) angekommen, zeigt sich die Großartigkeit und zurückhaltende Eleganz des sächsischen Spätbarock unter Baumeister J. C. Knöffel. Am vorgewölbten Mittelteil weisen das sächsisch-polnische Wappen und die Initialen AR (Augustus Rex) auf die Regierungszeit des sächsischen Kurfürsten August II. als König von Polen hin. Rechts und links des Giebels liegen die Figuren - Mars und Minerva - aus Cottaer Sandstein. L. Matinelli und weitere Bildhauer am Dresdener Hof sind die Künstler, die den Figurenschmuck in der Dachzone schufen.

Den gesamten linken Teil des Hofflügels nimmt die katholische Kapelle ein. Sie ist ein Kleinod, weil sie als einziger Raum - Dank der Fürbitte des Paters Schubert bzw. des Schlossverwalters Götze bei König Friedrich II. - von der Plünderung 1761 im 7-jährigen Krieg verschont blieb. Im rechten Flügelteil könnten wir uns als Freundeskreis die Wiedereinrichtung eines Museums vorstellen, das der überregionalen Bedeutung von Schloss Hubertusburg gerecht wird.

Wenn die Tür am Haupteingang offen ist, können Sie im Parterre 3 originale Plastiken des Hofbildhauers J. C. Kirchner - Sommer, Herbst und Winter - bewundern (um 1720). Der "Frühling" ist bereits eine Kopie des Dresdener Ateliers W. Hempel (1951). Beide "Handschriften" finden Sie zum Beispiel am Dresdner Zwinger wieder. Die Kopien (1987) stehen heute wieder auf den Rasenflächen im Hof.

Im Jahr 1999 wurde der Ovalsaal im Mittelteil der Schlossfront vollständig restauriert. Er wird für Konzerte und für Konferenzen wie die Hubertusburger Friedensgespräche genutzt.  Wenn man die 4-Flügelanlage - typisch für ein Residenzschloss - umrundet, hat man etwa 400 m zurückgelegt. Der gesamte Dresdner Hofstaat hielt sich hier während höfischer Feste und zu den Jagden über längere Zeit auf. Der dem Hofflügel gegenüberliegende sogenannte "Westflügel" war einst die Schauseite des Schlosses. Hier nahm der Große Hubertussaal (4) 3/5 der Gartenseite ein. Diese Galerie war dem Spiegelsaal von Versailles nachempfunden. Durch 12 hohe Bogenfenster fiel der Blick auf den prächtigen Barockgarten, den nahen Horstsee und anschließenden Wald. Heute ist die Schlossanlage ohne diesen Garten ein Torso.
Zurückgekehrt auf dem Schlosshof, wird der Blick frei auf die "Rundflügel" und die anschließenden ehemaligen Wirtschaftsgebäude. Rechts, im südlichen Rundflügel (5), fanden 1762/1763 die Friedensverhandlungen statt, durch die der 7-jährige Krieg im "Hubertusburger Frieden" beendet wurde. Die vier dominierenden Eckgebäude waren während der Jagden und höfischen Festen unter August II. dem Premierminister, Graf Brühl (6), dem Oberjägermeister (7), dem "Kommandanten der Parforcejagd" (8) und dem Feldmarschall (9) vorbehalten.

In letzterem Gebäude verbrachten später die beiden bedeutenden Arbeiterührer A. Bebel und W. Liebknecht zwischen 1872 und 1874 ihre Festungshaft.

Aus der 1. Bauperiode unter Leitung des Baumeisters J. C. Naumann stammen die H-förmigen Gebäudekomplexe, die zwei kleinere Höfe bildeten - den südlichen Jägerhof (10) und den nördlich gelegenen Schmiedehof (11). In dem kleinen Torhaus an der Straße zum Alten Jagdschloss befand sich die Schmiede (12). In den flankierenden Gebäuden waren die Stallungen für bis zu 240 (!) Pferde. Über Rampen, die später abgebrochen wurden, erreichten Reiter und Pferd die Ställe (13). Im Erdgeschoss darunter standen die Kutschen und Jagdwagen - die Torleibungen mit korbbogenfömigen Abschluss lassen diesen Zweck noch erkennen. Hinter dem westlichen Pferdestall (heute Kultursaal) erreichte man ebenfalls über eine geschosshohe Rampe die Reitbahnen. Hier wurden Ringstechen und andere Reiterspiele gepflegt.

Auf dem Rückweg über den großen Hof ist noch die Pferdeschwemme (14) sehenswert, in der sich Pferd und Reiter nach anstrengender Jagd säubern und erfrischen konnten. Im südlichen Trakt ist zwischenzeitlich viel verändert worden. Hier standen die Ställe der für die Parforcejagd abgerichteten Hunde. 1770 bis 1848 befand sich in einem Teil der Gebäude eine Steingutfabrik (15). "Hubertusburger Fayence" fanden Sie in unserem Schlossmuseum, das bis 2012 in Gebäude 21 (16) untergebracht war. Wenn Sie vielleicht nach dem Rundgang noch einen Abstecher zum Horstsee machen wollen, so sei noch vermerkt, dass zwischen dem jetzigen Küchengebäude und dem Heizhaus ab 1741 ein Opernhaus (17) stand. Hier begleitete das Orchester des Komponisten und Hofkapellmeisters A. Hasse seine Frau, die Sängerin und Primadona Faustina Bordoni. Glanz und Höhepunkt der musikalischen Ereignisse waren die Uraufführungen italienischer Opern und von Hasse-Opern in Hubertusburg.
Jedes Erbe will genutzt sein, denn erst die Nutzung macht lebendig, was sonst tot bliebe. Das trifft in besonderem Maße auf Hubertusburg zu. Deshalb setzt sich unser Freundeskreis für die weitere Sanierung, Erhaltung und Wiederbelebung des Schlosses Hubertusburg ein.